Weiches Herz für harte Kerle

Putin setzt Ex-Innenminister auf den Nordkaukasus an.

Vor wenigen Tagen erschien in der britischen Tageszeitung „Guardian“ ein interessantes Stelleninserat. Gesucht wurde ein Folterknecht – ein motivierter Arbeitnehmer, der bereit wäre, in den Nahen Osten zu übersiedeln und dort ein „kleines, aber enthusiastisches Team“ zu leiten. Einstiegsgehalt: 21.000 Pfund.

Dass die Annonce nicht ernst gemeint war, versteht sich von selbst. Eine NGO wollte auf die Akzeptanz aufmerksam machen, die Folter in weiten Teilen der Welt nach wie vor genießt. Und auch darauf, dass sie ein knallhartes Geschäft ist, in dem ideologiefreie Profis am Werk sind. Dass ein Terrorstaat Fachleute des Terrors braucht, wussten schon die Sowjets, die die Schergen der zaristischen Geheimpolizei flugs in ihre neu gegründete Tscheka integrierten.

Dieser sowjetische Schlenker führt uns geradewegs ins Russland der Gegenwart, wo KGB-Methoden glücklicherweise nicht mehr an der Tagesordnung stehen. Dass Wladimir Putin allerdings ein weiches Herz für harte Kerle hat, ist kein Geheimnis – und mit der Bestellung von Raschid Nurgalijew in den russischen Sicherheitsrat wieder einmal belegt.

Der Ex-Innenminister und bekennende Vegetarier ist für die harte Hand der Exekutive bekannt, die er Demonstranten, Oppositionelle und andere Unruhestifter spüren ließ. In seiner neuen Funktion soll sich Nurgalijew dem Vernehmen nach um die Befriedung des Nordkaukasus kümmern.

Womit bewiesen wäre, dass Professionisten selbst in Krisenzeiten gefragt sind.

michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2012)

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